„Die Leute sind erschöpft, aber sie geben nicht auf. Wir brauchen Unterstützung der Behörden.“
Überschwemmungen in Italien 2023
Überschwemmungen in Italien 2023 Maria Febbo

Das Gebiet von Fornace Zarattini, einer Ortschaft in der Gemeinde Ravenna, wurde von den Überschwemmungen, die in den letzten Wochen die Emilia-Romagna heimgesucht haben, mit am stärksten getroffen. Die Regierung hat der Region mittlerweile über 2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, „um der von den Überschwemmungen betroffenen Bevölkerung und den Unternehmen Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen und die Notlage rasch zu überwinden.“

In einigen Gebieten ist die Lage immer noch kritisch, auch wenn das Wasser langsam zurückgeht. Nach Angaben der Region Emilia-Romagna mussten am Mittwoch, dem 23. Mai, um 12 Uhr mittags immernoch 23.067 Menschen ihre Häuser verlassen: 16.445 in der Provinz Ravenna, 4.462 in der Provinz Forlì-Cesena und 2.160 in der Provinz Bologna, hinzu kommen die enormen Schäden. Um die Geschehnisse besser zu verstehen, hat idealista/news mit Maria Febbo, der Inhaberin des Immobilienbüros „Bella Casa“, gesprochen, das sich direkt in dieser Gegend, im Ort Fornace Zarattini, befindet.

Maria Febbo
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  • Wie ist die Situation nach den Überschwemmungen?

„Fornace Zarattini, der erste Vorort in der Nähe des Zentrums von Ravenna, ist am stärksten betroffen. Um das Zentrum zu schützen und zu verhindern, dass das Wasser dorthin gelangt, wurden Barrieren errichtet, was das gesamte Gebiet Fornace überflutete. Wir sind sehr wütend darüber. Im nördlichen Teil wurden viele Tavernen und Garagen stark beschädigt, während der südliche Teil auf der anderen Seite der Via Faentina völlig überschwemmt wurde. In den Häusern dort steht das Wasser bis zu zwei Meter hoch, die Erdgeschosse sind überflutet und Möbel schwimmen umher.“

Maria Febbo
Maria Febbo
  • Wann hat der Notstand begonnen?

„Am Dienstag, dem 16. Mai, kamen Feuerwehr und Polizei und sagten, wir müssten mit der Evakuierung beginnen und unsere Häuser verlassen. Das Wetter war schlecht, aber die Häuser waren noch bewohnbar. Dann, am Mittwoch, dem 17. Mai, ging das Licht aus und es war soweit. Am Abend hörten wir die Leute rufen: Das Wasser kommt! Ich ließ meine Tochter sofort mit ihren Kindern zu mir kommen. Nachdem der Strom ausfiel, haben wir uns aufgemacht und hatten zehn Minuten Zeit, um zum Auffanglager zu gelangen. Doch dann wurde die Barriere errichtet und wir konnten das Haus nicht mehr verlassen. Nachdem sie geschlossen wurde, stieg der Wasserstand innerhalb weniger Stunden dramatisch an. Die Schwiegereltern meiner Tochter, die im Haus bleiben wollten, begaben sich vom Erdgeschoss in den ersten Stock und als das Wasser bis in den ersten Stock reichte, riefen sie um Hilfe und wurden mit Schlauchbooten gerettet. Es war unfassbar.“

Maria Febbo
Maria Febbo
  • Was passierte dann?

„Da wo ich wohne, in der Via Orioli hat sich die Lage am Montag, dem 22. Mai, etwas entspannt, und auch das Wasser auf den umliegenden Feldern ging langsam zurück. Am Montag war der erste Tag, an dem die Bewohner der Via Orioli damit begannen, die Tavernen abzupumpen. Aber sie mussten ihre Häuser wieder verlassen, denn man konnte dort nicht mehr atmen. Die Luft stank stark nach Diesel. Die Menschen waren am Ende. Einen Kilometer von meinem Standort entfernt in Richtung Zentrum gibt es immer noch viel Wasser. Ingenieure haben begonnen, einen Plan auszuarbeiten, um das bis zu 1,80 m hohe Wasser abzuleiten. Freiwillige Helfer mit Schlauchbooten sind ständig im Einsatz, um Menschen zu helfen, die etwas aus den überfluteten Häusern holen müssen.“

Maria Febbo
Maria Febbo
  • Haben die Behörden mit den Betroffenen vor Ort kommuniziert?

„Es heißt, es bestehe immer noch Gefahr. In der Zwischenzeit wurde der Strom durch den Anschluss an einen Generator im Zentrum wiederhergestellt. Mein Schwiegersohn besorgt mit einigen Kollegen Wasserpumpen. Die Anwohner organisieren sich. Es kamen viele Freiwillige aus Parma, aus Reggio Emilia, aus Mantua. Viele junge Leute sind hierher gekommen, haben die Ärmel hochgekrempelt und im Schlamm gearbeitet. Sie gingen mit Tauchanzügen in die Häuser, um Menschen zu retten.“

Maria Febbo
Maria Febbo
  • Man kann durchaus sagen, dass die Bevölkerung große Stärke bewiesen hat.

„Auf jeden Fall. Trotz dieses Dramas, das wir alle erleben, vor allem diejenigen, die auf der anderen Seite der Via Faentina leben, habe ich niemanden weinen sehen. Ich habe hier nicht eine einzige Träne gesehen, sondern eine große Tatkraft. Da ist so viel Entschlossenheit.

Ich komme nicht aus Fornace Zarattini. Ich bin vor zwanzig Jahren hierher gezogen, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Menschen in Fornace Zarattini ein beneidenswertes Temperament haben: Obwohl ihre Häuser völlig überflutet sind, und immense wirtschaftliche und moralische Schaden erleiden mussten, geben sie nicht auf.

Als wir das Haus verlassen mussten, gingen meine Tochter und ich zusammen mit meinen drei Enkelkindern und meinen drei Haustieren in ein Hotel – das Hotel Mattei. Dort waren sie sehr nett und gastfreundlich, ohne uns etwas zu berechnen. Sie haben uns sehr gut behandelt, gaben uns schöne Zimmer und Mittag- und Abendessen. Schon im ersten Auffanglager haben uns die Freiwilligen sehr gut behandelt, einige haben sich um die Kinder gekümmert, andere haben sich um meine Hunde gekümmert. Auf menschlicher Ebene war es eine sehr tiefgreifende Erfahrung. Zwar ist die Lage wirtschaftlich gesehen leider sehr dramatisch, aber auf menschlicher Ebene habe ich so viel Hilfsbereitschaft gesehen. Es ist wichtig, dass sich die Behörden jetzt engagieren.“

Maria Febbo
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