
Die Coronakrise hat auch weitreichende Folgen für den Immobilienmarkt. Meist konzentrieren sich die Analysen auf die Entwicklung der Immobilienpreise, doch es gibt einen anderen Bereich, der langsam aber sicher den Markt erobert. Zusammen mit zwei Herstellern von Fertighäusern untersuchen wir die Auswirkungen der Coronakrise auf den Fertigbausektor.
Wolf-Haus und dHw System gehören zu den führenden Herstellern von Fertighäusern in Italien bzw. von modularen Strukturen aus Holz und Stahl. Für beide könnte die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen eine Gelegenheit bieten, die Vorteile von Fertighäusern hervorzuheben: Komfort, Wohlbefinden, Energieeffizienz (und damit Steuervergünstigungen dank des Ecobonus 110).

Auswirkungen der Coronakrise auf den Markt
Für Roberto Marzano, Verwalter bei dHw System, hat die Coronakrise dazu beigetragen, den Sektor der Fertighäuser anzukurbeln: „Wir haben nicht nur seit der Lockerung der Corona-Beschränkungen, sondern auch während der Ausgangssperre eine Zunahme der Anfragen festgestellt. Außerdem haben sich viele Kunden wieder gemeldet, die vor einigen Monaten ein Angebot angefordert hatten.“
Marzano hat eine Erklärung für das gesteigerte Interesse: „Vielen haben die Beschränkungen keine besonderen Probleme beschehrt, aber ich denke, es war eine Gelegenheit, über Wohnungsentscheidungen nachzudenken und fundiertere Vergleiche anzustellen. Wir haben 30% mehr Anfragen erhalten als vor einem Jahr.“
Vanni Bottaro, kaufmännischer Leiter von Wolf-Haus Italia, ist etwas vorsichtiger: „Es ist noch etwas zu früh, um eine endgültige Einschätzung zu erstellen. Wir werden in den kommenden Monaten die tatsächlichen Folgen der Coronakrise auf den Handel sehen. In Bezug auf unsere direkte Sicht auf den Markt haben wir in den Monaten März und April eine erhebliche Umsatzverlangsamung verzeichnet, was jedoch hauptsächlich auf psychologische Probleme zurückzuführen ist, die mit der Unsicherheit über die Zukunft verbunden sind und viele Kunden dazu veranlasst haben, den Vertragsabschluss zu verschieben.“

Bottaro betont jedoch auch, dass „das Interesse ist nie erloschen. Zwar sind die Angebotsanfragen im Vergleich zu den ersten vier Monaten des Jahres 2019 um 14% gesunken, dies wüde ich jedoch angesichts der außergewöhnlichen Situation als absolut akzeptabel bezeichnen. Seit Mitte Mai sind wir wieder auf Vor-Corona-Niveau“.
Die Vorteile eines Fertighauses
Während der Corona-Beschränkungen im eigenen Haus eingesperrt zu sein, hat zweifellos zu einem Überdenken der Prioritäten und Bedürfnisse von Wohnräumen geführt. Dazu Vanni Bottaro von Wolf-Haus: „Zweifellos hat uns die Tatsache, in unseren Häusern verbleiben und dabei gleichzeitig verschiedene Aufgaben ausführen zu müssen, mehr Bewusstsein geschaffen, nicht nur für die Bedeutung der Raumgestaltung sondern auch ihrer Qualität. Damit meine ich den bioklimatischen und akustischen Komfort von Innenräumen, aber auch auf die Qualiät der Luft, die wir in unseren Häusern atmen.“

Roberto Marzano von dHw System betont dies ebenfalls: „Viele Menschen, die eine Investition in ein traditionelles Haus planten, haben begonnen, Optionen in Betracht zu ziehen, die eine gesündere häusliche Umgebung garantieren, möglicherweise in einem Haus, das vor Magnetwellen oder Smog geschützt ist, oder umweltneutral ist.“
Aber nicht nur die Gewohnheiten der Kunden ändern sich, erklärt Marzano: „Bei dHw System untersuchen wir ein System zur Luftreinigung durch kontrollierte mechanische Belüftung in unseren Fertighäusern. Viele Menschen haben ein stärkeres Sicherheitsbewusstsein entwickelt und wir müssen in der Lage sein, anspruchsvollere Standards zu erfüllen. Wir konzentrieren uns auch auf Passivhäuser, die zunehmend nachgefragt werden.“

Die Zukunft der Fertighäuser
In Bezug auf die Wachstumsmöglichkeiten des Marktes für Fertighäuser hat Vanni Bottaro, kaufmännischer Leiter von Wolf-Haus, kaum Zweifel: „Ich erwarte einen Anstieg, insbesondere angesichts des neuen Wohnungsbedarfs, den die Ausgangssperre mit sich gebracht hat. Ich glaube, dass sich einige Prioritäten im Leben verändern werden und sicherlich gehört das Haus, in dem wir leben, auch dazu. Die Suche nach einem gesunden, sicheren, erdbebensicheren und komfortablen Zuhause wird nicht mehr nur ein primäres Bedürfnis sein, sondern ein Lebensstil.“
Aber das ist noch nicht alles, denn diese Aspekte müssen zu den weiteren Vorteilen hinzugefügt werden, die ein Fertighaus bietet, so Bottaro: „Verkürzte Bauzeiten, Budgetsicherheit, echte Garantie für Bauqualität, Energieeinsparungen, Nachhaltigkeit und Wertsteigerung im Laufe der Zeit.“

Laut dem kaufmännischen Leiter von Wolf-Haus Italia wird das Thema Energie und Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor sein: „Ich gehe davon aus, dass der Markt kurzfristig den Wachstumstrend fortsetzen und auch die Chancen von Steuerabzügen nutzen wird, die die Regierung gerade im Rahmen des Exit-Plans mit dem Ecobonus 110 beschlossen hat. Mit Ausnahme von prestigeträchtigen oder historischen Gebäuden ist der effektivste Weg, wenn Sie signifikante Ergebnisse in Bezug auf Energieeffizienz und Erdbebenresistenz erzielen möchten, die Immobilie abzureißen und neu zu bauen, wobei Zeit und Kosten nicht nur reduziert (bei gleicher Leistung), sondern vor allem auch garantiert werden.“
Roberto Marzano von dHw System teilt diesen Standpunkt: „Aus unserer Marktanalyse geht hervor, dass die Online-Anfragen in den letzten 4 bis 5 Jahren zugenommen haben. Ich glaube, dass die Zukunft des Marktes durch Vorfertigung und Gebäude geprägt sein wird, die hohen Effizienzstandards entsprechen, so dass Fertighäuser innerhalb von 10 Jahren die vorherrschenden Produktionssysteme auf dem Markt sein werden.“